Windows PC`s werden z.Zt. geradezu von Steuertools überschüttet; auf dem
Amiga sieht es in dieser Hinsicht zwar nicht ganz so rosig aus, aber auch
für dieses Jahr hat Stefan Ossowskis Schatztruhe eine neue Version ihres
bekannten Steuer Profi herausgebracht. Mal sehen, ob das Tool sein Geld auch
wert ist.
Der Inhalt:
Wurden die ersten Versionen des Steuerprofi vor einigen Jahren noch auf
Diskette geliefert, so ist man inzwischen auf das Medium CD umgestiegen. Mit
93 MB ist die CD zwar nicht unbedingt bis an den Rand gefüllt, enthält aber
dennoch viel Material zum Themenkomplex Steuern. Im einzelnen befinden sich
folgende Programme auf der CD:
Steuer Profi `93
Steuer Profi `94
Steuer Profi `95
Steuer Profi `96
Steuer Profi `97
Steuer Profi `98
Haushaltsbuch 3.0
Dazu kommt noch folgendes Zusatzmaterial:
Einkommensteuergesetz (sehr ausführliche AG Datei)
Steuerbögen `95-`98 (in verschiedenen Auflösungen /
Formaten)
Anleitungen
Sicherlich darf man über den Nutzen der älteren Steuer Profi Versionen (die
längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand des Geschehen sind und deswegen
auch von keinem User gebraucht werden) streiten. Aber da man ja ohnehin auf
das Medium CD umgestiegen ist, stellen diese (wohlgemerkt überflüssigen)
Versionen auch kein Problem dar; selbiges gilt auch für die Anleitungen zu
den älteren Versionen.
Auch bei den Steuerbögen von `95-`97 muss man sich fragen, was diese auf der
CD verloren haben. Denn ausser historischen Nutzen, erkenne ich darin keinen Sinn.
Im folgenden möchte ich mal auf die interessanten
Teile der CD genauer eingehen:
Einkommensteuergesetz:
In diesem Ordner befinden sich drei Amiga Guide Dateien (insgesamt 700 KB
groß), die die einzelnen Paragraphen des Einkommensteuergesetztes enthalten
und bei kleineren Problemen sicherlich Aufschluss geben können. Allerdings
sollte man sich in der Materie etwas besser auskennen, da es ansonsten
relativ schwierig ist, aus dem Beamtenjargon nützliche Informationen
herauszuziehen. Ein weiteres Problem bei dieser Sammlung besteht darin, daß diese von
`95 stammt und somit, zumindest teilweise, schon wieder überholt sein
dürfte. Inwieweit die Informationen noch zutreffend sind, kann ich
allerdings nicht sagen, da ich beileibe kein Experte in diesem Genre
bin.
Haushaltsbuch 3.0:
Dieses Tool dürfte langjährigen User des Steuer Profi mitlerweile bekannt
sein. Das macht ja grundsätzlich auch nichts, hätte man sich im Hause
Ossowski wenigstens dazu durchgerungen, daß Programm an den aktuellen Stand
der Dinge anzupassen, denn immerhin datiert das "Haushaltsbuch" von 1993;
dementsprechend sieht natürlich auch die Oberfläche (GUI) aus.
Wenn man das Äußere mal außen vor läßt und sich voll auf das Programm selber
konzentriert, kommt ein gut gemachter Verwalter über Ein- und Ausgaben zu
Tage. Wie der Name schon sagt, verwaltet das Haushaltsbuch ihre Finanzen .
Mittels des Haushaltsbuches können sie jerdezeit feststellen, wieviel sie
wann und wofür ausgegeben haben. Für Leute, die immer die volle Kontrolle
über ihre Ein- und Ausgaben haben wollen (und sich diese ggbf. auch grafisch
veranschaulichen lassen wollen), ist das Haushaltsbuch sicherlich ein
interessantes Tool. Ein Großteil der User wird es höchstwahrscheinlich aber eher als
Spielerei abtun.
Steuerbögen:
Wie oben schon erwähnt befinden sich auch die Steuerbögen der Jahre `95 bis
`98 auf der CD. Diese liegen sowohl in hochauflösender, normalauflösender und echtfarbiger Form
vor (in den Formaten iff, gif und teilweise tiff und jpg). Diese kann man
dann natürlich mittels eines Druckers zu Papier bringen, allerdings gibt es
bei den echtfarbigen Steuerbögen ein (kleines?) Problem: Die JPG Dateien
sind in der Regel um die 300 KB groß. Um diese allerdings zu Papier zu
bringen, benötigt man ein entsrechendes Programm. Aber sowohl ArtEffect,
ArtPro als auch MultiView (sowie diverse weitere PD Tools) weigerten sich,
die Grafik zu laden, mit der Begründung "Speicherplatzmangel" (ich habe 16
MB Fast Ram, 2 MB Chip Ram sowie eine Picasso IV). Lediglich der
Grafikpublisher von TurboPrint war zu einer Zusammenarbeit zu überreden. Und
natürlich sollte noch erwähnt werden, daß ein hochklassiger Ausdruck (720 X
720 DPI) verdammt viel Zeit in Anspruch nimmt. Ebenfalls bem�ngelt werden
sollte die nicht alzu hohe "Qualit�t" der Steuerb�gen. Die gebotene Qualit�t
eignet sich somit nur zu Probedruckzwecken.
Steuer Profi `98
Kommen wir aber nun endlich zu dem Hauptkaufgrund dieser CD: Dem Steuer
Profi `98 (auf die älteren Versionen gehe ich hier mal nicht genauer ein).
Aber schon beim ersten Start offenbart sich mir der erste Schock: Die
Oberfläche! Diese ist zum einen im tristen Grau gehalten (schonmal was von
MUI gehört?), und zum anderen nicht frei konfigurierbar. Ok, unter HighRes mag das
ganze ja recht nett aussehen, aber mit einer Auflösung von 1024 X 768 muss
man sich schon bemühen, den Topaz Font (8 Pt.) zu erkennen; zumal sich
dieser auch nicht ändern lässt. Grafikkartenuser sind also praktisch schon
gezwungen, die Auflösung niedriger zu stellen, den auch Patches nutzen nicht mehr viel (z.B. MCP).
In der Praxis:
Um den Steuer Profi `98 auf Herz & Nieren zu prüfen, habe ich mir zusammen
mit meinem Vater die letztjährige Steuererklärung geschnappt und diese mit
dem Steuer Profi nochmals durchgerechnet. Aber fangen wir mal vorne an:
Zuerst einmal müssen alle persönlichen Daten (Einkünfte etc.) sowie
Allgemeine Angaben zur eigenen Person gemacht werden; eben wie man es auch
von den "normalen" Steuererklärungen gewohnt ist. Im Anschluss daran führt
einen der Steuer Profi durch alle Formulare, die ausgefüllt werden müssen.
Diese sind zwar etwas anders angeordnet als im Original, aber soetwas fällt
jemandem, der noch nie eine Steuererklärung gemacht hat (so wie ich),
ohnehin nicht auf. Alternativ kann man auch versuchen, jedes Formular
einzeln auszufüllen, wobei die automatische Art (also die, in der der Steuer
Profi durch die Formulare führt) allemal zu preferrieren ist. Die Eingaben
selber gehen über die Tastatur sehr einfach über die Bühne, auch wenn es
mitunter nervig ist, auf Ja / Nein Fragen erst die entsprechende Antwort zu
tippen (eine Checkbox wäre da die bessere Alternative gewesen).
Nachdem man sich also durch alle Formulare gewühlt hat (ich habe noch nie 3
so langweilige Stunden vor dem Amiga verbracht), ist natürlich das Resultat
interessant: Der Steuer Profi kommt exact auf den selben Wert, den mein
Vater seinerzeit selbst herausbekommen hatte. Somit hat der Steuer Profi
sein primäres Ziel erreicht. Aber was nützen einem schon die Daten im
Computer? Immerhin müssen diese noch zum Finanzamt transportiert und was
liegt da näher als ein entsprechender Ausdruck? Also Drucker angeschlossen
und einige Probeseiten vom Steuerprofi ausdrucken lassen und siehe da, alle
Eingaben saßen perfekt in den auf den Steuerbögen vorgefertigten Bögen.
Allerdings muss hier negativ hervorgehoben werden, daß nicht alle
auszufüllenden Formulare auch gedruckt werden können (z.B. fehlte die
Druckvorlage für "Einkünfte aus dem Gewerbebetrieb"). Nichtsdestrotz
meißterte der Steuer Profi seine eigentliche Aufgabe recht ordentlich, auch
wenn der Zeitaufwand in beiden Fällen (mein Vater brauchte seinerzeit etwa 4
Stunden; etwas weniger als wir beide jetzt für das Ausfüllen der Steuerbögen, die
ja auch noch gedruckt werden müssen) etwa gleich ist; von einer erheblichen
Vereinfachung kann also nicht die Rede sein.
Zusätzlich dazu erhält man noch einige Steuertools für `99 (z.B.
Vorsorgeberechnung, Kirchensteuer etc.), die ein netter Bonus sind.
Ach ja: Die
Anforderungen
Offenbar hat man sich Mühe gegeben, die CD auch auf älteren Maschinen
lauffähig zu machen. Dementsprechend halten sich auch die
Hardwareanforderungen in Grenzen: Es wird lediglich ein Amiga mit OS 2.1, 1
MB Ram und ein CD Laufwerk benötigt; eine Festplatte ist noch nicht mal
nötig. Natürlich kann man nun über den Sinn (oder Unsinn) einer solchen
Vorgehensweise streiten, aber wenn im nächsten Jahr der Steuer Profi
`99
rauskommt (was geplant ist), dann hoffe ich, daß die Hardwareanforderungen
etwas gestiegen sind (nicht zuletzt wegen einer hoffentlich besseren GUI).
Ziel erreicht?
Eine schwierige Frage; daß muss ich ehrlich gestehen. Zum einen hat man sich
offenbar beim Zusammenstellen der CD Mühe gegeben (immerhin hätte man den
Steuer Profi auch auf Disketten liefern können) und der Steuer Profi `98
rechnete auch völlig korrekt. Zum anderen lassen sowohl die Oberfläche als
auch die starre Bedienung wieder Zweifel an der 99 DM (Update: 49 DM) teuren Investition
aufkommen (die aber steuerlich absetzbar ist :-))). Da sich das
Zeitverhältniss im Gegensatz zum konventionellen Weg in etwa in der Waage
hält, muss hier jeder selber entscheiden, ob er das nötige Kleingeld übrig
hat.